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UNESCO Weltkulturerbe & Weltnaturerbe in Bolivien

Jesuitenmissionen der Chiquitos

Jesuitenmissionen der Chiquitos. UNESCO Weltkulturerbe

Die sechs ehemaligen Missionsdörfer befinden sich in der im Departamento Santa Cruz gelegenen Region Chiquitania im Osten von Bolivien. Sie wurden im 17. und 18. Jahrhundert von Priestern des Jesuitenordens gegründet, um die Ureinwohner der Region zum Christentum zu bekehren. Im Stil der Missionskirchen verschmilzt barocke christlich-abendländische Kirchenbaukunst mit einheimischer Bauweise und Formenwelt.

Die Siedlungen gehören zu den wenigen in Südamerika erhaltenen christlichen Missionen. Als frühe Beispiele der Fusion einheimischer und europäischer Stile und Vorstellungen sind sie einzigartig. Die Stätten erinnern an den mit der Kolonisierung einhergehenden Prozess der Christianisierung, durch den Kultur und Stil Lateinamerikas entscheidend geprägt wurden. Die Jesuitenmissionen der Chiquitos in Bolivien wurden 1990 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.

Die schon längere Zeit in Spanisch-Amerika aktiven Jesuiten gründeten, von der Kolonialverwaltung ermutigt, in Chiquitos zwischen 1691 und 1760 elf Missionsdörfer, von denen sechs erhalten sind. Chiquitos – „die Kleinen“ – ist ein von den Spaniern eingeführter Sammelbegriff für Einwohner und Region (heute richtiger Chiquitanos und Chiquitania). Tatsächlich handelte es sich um das Gebiet mehrerer indianischer Stämme mit unterschiedlicher Sprache und Kultur. In den Dörfern – Reduktionen genannt – wurden die zuvor meist nomadisch lebenden Ureinwohner angesiedelt, um sie besser evangelisieren und verwalten zu können, wobei ihnen die Beibehaltung ihrer Sprache und traditionellen Lebensweise gestattet war.

Die Jesuitenmissionen der Chiquitos waren wirtschaftlich weitgehend unabhängig. Neben dem täglichen Bedarf produzierten sie unter anderem Leder, Mate und kunsthandwerkliche Gegenstände. Die Einwohner wurden von den Jesuiten handwerklich ausgebildet und mit der christlichen Doktrin vertraut gemacht.

Die Arbeit der Missionen endete 1776 mit der Ausweisung der Jesuiten aus Spanisch-Amerika, jedoch blieb in einigen Regionen das Jesuitenerbe noch für lange Zeit lebendig. Auch heute sind diese Stätten des UNESCO Weltkulturerbes in Bolivien religiöse und kulturelle Zentren ihrer Region.


In Anlage und Organisation des Alltags waren die Jesuitenmissionen der Chiquitos von Thomas Morus' Ideen zur idealen Stadt inspiriert. Die Gebäude gruppierten sich um einen quadratischen Platz mit einem zentralen, von Palmen umgebenen Kreuz und einer Statue des Schutzheiligen der Mission. An einer Seite lagen Kirche, Glockenturm, Friedhof, Speicher und öffentliche Einrichtungen, die anderen wurden von Wohnhäusern eingenommen.

Die Anlage der Siedlungen ist auch heute noch an allen sechs Stätten (San Xavier, San Rafael de Velasco, San José de Chiquitos, Concepción, San Miguel de Velasco und Santa Ana de Velasco) erkennbar. Allerdings wurden die traditionellen langgestreckten, schilfgedeckten Wohnhäuser fast überall später durch Gebäude im Kolonialstil ersetzt. Reste originaler Wohngebäude sind in San Miguel de Velasco, San Rafael de Velasco und Santa Ana de Velasco zu sehen.

Bemerkenswert sind insbesondere die Kirchen der sechs Missionen. Fünf Kirchen sind in traditioneller indigener Bauweise errichtete niedrige, aus Lehm und Holz errichtete schilfgedeckte Hallen. Die teils reich geschnitzten und bemalten Interieurs vereinen christliche Symbolik mit Repräsentationen lokaler Flora und Fauna. Indianische Formenwelt und naive Glaubensmanifestationen kontrastieren mit importierten europäischen Werken. Die einzige Steinkirche befindet sich in San José de Chiquitos, wo ein Ensemble von Kirche, Begräbniskapelle, steinernem Glockenturm, Priesterwohnhäusern und Werkstätten im rekonstruierten Originalzustand erhalten ist.
Die Kirche von Santa Ana de Velasco wurde erst einige Jahre nach der Ausweisung der jesuitischen Missionsgründer von Einheimischen erbaut. Der hier erhaltene Komplex von Kirche, Sakristei und zentralem, von Häusern umgebenen Platz ist nur partiell rekonstruiert und gilt als eine der getreuesten Repräsentationen des ursprünglichen Plans der Jesuitenreduktionen.

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