Vorkolumbianische Festung Samaipata
Die Festung Samaipata (El Fuerte de Samaipata), eine Ruinenstätte in Bolivien, die sich auf dem Gipfel eines Berges der Cordillera Oriental Gebirgskette nahe der Stadt Samaipata befindet, war einst das religiöse Zentrum einer präkolumbianischen Hochkultur.
Versteckt in den östlichen Ausläufern der Anden, in einer Höhe von etwa 1950 Metern erstreckt sich das ca. 200 Meter lange und 40 Meter breite rötliche Sandsteinmassiv, welches als El Fuerte de Samaipata bekannt ist. Der riesige Felshügel, der das Kernelement des Geländes bildet, ist kunstvoll behauenen und durch eingearbeitete Plastiken verziert. Zahlreiche geometrische Einkerbungen, Figuren, Tierdarstellungen, Linien, Stufen, Becken und Kanäle in teilweise exakt den Himmelsrichtungen entsprechenden Ausrichtungen deuten auf die rituelle Bedeutung einer einstigen Inkastätte hin. Damit gilt die Festung Samaipata als größter behauener Sandstein der Welt und stellt für die Forscher als archäologische Fund- und Ausgrabungsstätte einen unschätzbar wertvollen historischen Schatz dar.
Den Ursprung dieser Stätte vermutet man in der Kultur der Mojocoyas, die diese um 300 gründeten. Weitere Völker aus dem Hochland und den östlichen Tieflandkulturen, darunter die Chanés und Guaraníes, besiedelten das Gebiet in den folgenden Jahren. Erst im 14. bis 16. Jahrhundert schufen die Inkas aus dem Areal das für sie bedeutende Zeremonialzentrum. Später nahmen die spanischen Konquistadoren das Gelände in Besitz, welches ihnen als Verschanzung im Krieg gegen die Tieflandindianer, den Chiriguano diente.
Neben den Felsen bildet ein südlich davon gelegenes Plateau das zweite Element der gut 40 Hektar großen Anlage. Hier konnten Überreste einer Siedlung bestehend aus Verwaltungs- und Wohngebäuden ausgemacht werden, deren Entstehung auf etwa 1500 v. Chr. datiert wird. Des Weiteren befindet sich am südlichen Rand des Felsens ein schachtartiges, tiefes Loch, welches als El Hueco bezeichnet wird.
Seinen Namen hat das heutige Kulturdenkmal seinen spanischen Entdeckern zu verdanken, die fälschlicherweise annahmen, es handele sich bei ihrem Fund um eine historische Festungsanlage. Auch heute noch existieren diverse Theorien im Bezug auf den Zweck des Monuments, da die genaue Bedeutung von den Archäologen bis heute nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte: In einigen Vermutungen heißt es, die Kanäle wären zum Waschen von Gold benutzt worden, andere Behauptungen gehen sogar von einem Ladeplatz für außerirdische Fluggeräte aus.
Sicher ist, dass die Festung Samaipata Zeugnis einer früheren, hoch entwickelten Kultur ist und die Anlage heute zu einer der bedeutendsten Ruinenstätten der Inka zählt. Auf der Sitzung des UNESCO-Komitees am 2. Dezember 1998 in Kyoto/Japan wurde El Fuerte de Samaipata daher als „Kulturerbe der Menschheit“ in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes Bolivien aufgenommen.